Rossach (05.03.2018). Die 2018er Ausgabe der ADAC Saarland-Pfalz Rallye stellte mit ihren wechselnden Bedingungen höchste Anforderungen an die 71 Teilnehmer. Das Brose Motorsport Rallye Team Dominik Dinkel / Christina Kohl zeigte sich diesen absolut gewachsen und beeindruckte rund um St. Wendel ganz besonders als schnellste Mannschaft des zweiten Rallyetages, an dem sie Gaststarter Simone Tempestini, den Junioren-Rallye-Weltmeister von 2016 und zweifachen rumänischen Champion, klar im Griff hatten.
Mit ihrem überragenden Samstags-Speed reduzierten Dominik Dinkel / Christina Kohl den am Freitagabend eingehandelten Rückstand von 1:24,4 Minuten mit einem grandiosen Auftritt noch auf minimale 19,1 Sekunden, fuhren im Brose Skoda Fabia R5 damit souverän auf Gesamtrang zwei und sicherten sich 22 wertvolle Zähler für die Deutsche Rallye-Meisterschaft (DRM).
„Ein solider Start in die neue Saison war unser Hauptziel, das wir trotz einiger Probleme voll erreicht haben“ bilanziert Dominik Dinkel, der 25-jährige Kfz.-Meister aus dem oberfränkischen Rossach zufrieden. Eine der von ihm angesprochenen Schwierigkeiten waren die Streckenverhältnisse, die sich immer wieder änderten. Bei der Besichtigung präsentierten die WPs noch rutschigen Asphalt im Wechsel mit festgefahrenen Schnee- und Eisplatten, am Freitag setzt unmittelbar vor dem Start in die erste Schleife über drei Prüfungen rasch stärker werdender Schneefall ein, der für spiegelglatte Fahrbahnen sorgt. Das geht so schnell, dass für eine Setup-Anpassung von Fahrwerk und Kraftübertragung keine Zeit mehr bleibt. Ein früher Dreher in der Auftakt-WP Freisen-Westrich mahnt zur Zurückhaltung, ein Plattfuß in der folgenden Prüfung kostet weitere wertvolle Zeit. „Unter diesen Umständen ist der dritte Platz am ersten Tag der Saarland-Pfalz Rallye mehr als okay für uns, wir hatten sogar befürchtet noch weiter hinten zu liegen“ erzählten Dominik Dinkel und Copilotin Christina Kohl (30, Tiefenbach bei Passau) anschließend im Servicepark.
In der Nacht auf Samstag hört es auf zu schneien, die WPs werden vom Veranstalter zum Teil geräumt und mit Salz gestreut. Dennoch bleiben die Verhältnisse Monte-Carlo-like tückisch. Die erfahrene BRR-Servicecrew rund um Chef Raimund Baumschlager und Ingenieur Walter Illmer hat die Daten des Vortages gründlich analysiert und den 280 PS starken Brose Skoda Fabia R5 perfekt abgestimmt. Dominik Dinkel / Christina Kohl starten damit sensationell in den Samstag, nehmen dem vor ihnen liegenden Björn Satorius (Subaru Impreza) auf der 8,6 Kilometer langen WP Bosenberg 1 stolze 25,5 Sekunden ab, dem WM erfahrenen Leader Simone Tempestini sogar 37,9, das sind im Rallye-Business Welten. Der folgende Rundkurs Windpark ist eine von Dominik Dinkels Lieblingsstrecken. Leider wird die Erstbefahrung nach dem Ausritt eines Mitbewerbers abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt sehen die Splitzeiten das Brose Team gute 12 Sekunden in Front. Einen Vorteil können Dinkel / Kohl daraus allerdings nicht ziehen, die Rallyeleitung teilt allen Startern eine Einheitszeit zu. Am Ende des Vormittags steht der Windpark noch einmal auf dem Programm, Dominik Dinkel / Christina Kohl sind hier Extraklasse, lassen auf den 26,2 Kilometern den Citroen DS3 R5 von Tempestini / Itu 23,7 Sekunden hinter sich, nehmen dem drittschnellsten Roman Schwedt (Peugeot 207 S2000) mehr als eine Minute ab. Der Rückstand auf den Rallye-Leader ist auf 23,7 Sekunden zusammengeschmolzen, der Vorsprung auf den drittplatzierten Ron Schumann beträgt fast 3 Minuten.
Drei WPs stehen nun noch im Road-Book, zweimal die Start-Ziel-Prüfung Haupersweiler-Hoof über 10,1 Kilometer, dazu der kurze Rundkurs mitten in St. Wendel. Noch bevor dieses Restprogramm in Angriff genommen werden kann fallen Technik-Gremlins über den ansonsten immer wie ein Uhrwerk laufenden Brose Skoda Fabia R5 her. Schalten geht nur noch mit Hilfe der Kupplung, Schaltlampen und Ganganzeige spielen nicht mehr mit, Display und Dashboard zeigen Phantasiewerte an. Mundl Baumschlager beantwortet die besorgten Meldungen der Fabia-Besatzung per SMS: „Dominik, dein Auto läuft normal. Du musst halt kuppeln und nach Gehör und Gefühl schalten, dann müsstet ihr über die Distanz kommen“ textet er, versucht so gut wie möglich zu beruhigen. Am Beginn der WP 10 führt auch noch die Startautomatik – die sich nach erfolgtem Losfahren normalerweise von selbst deaktiviert – ein Eigenleben, erst nach der halben Distanz gelingt es Dominik Dinkel sie manuell abzuschalten und damit dem Motor wieder die benötigten höheren Drehzahlen zu ermöglichen. Spätestens nach diesem Vorfall sehen Dominik und Christina von einem Angriff auf die Spitze ab, setzen sich das Ziel zum Ziel, wollen unbedingt punkten. Trotz ihrer Handicaps markieren sie im Stadtrundkurs die Bestzeit, sind im zweiten Durchgang von Haupersweiler-Hoof Zweitschnellste, können sich dafür vier zusätzliche Power-Stage-Punkte gutschreiben lassen.
Unter dem Zielbogen in St. Wendel fällt ihnen eine schwere Last von den Schultern, das Ausfall-Gespenst ist gebannt. „Die Anforderungen waren enorm hoch, eineinhalb Tage ohne Spikes mit richtig Speed über teils eisglattes Geläuf, das hat Selbstdisziplin, Konzentration und Nervenstärke erfordert. Besonders am Freitagabend und dann noch einmal mit unseren technischen Problemen im letzten Loop. Wir sind happy mit den an diesem Wochenende eingefahrenen Punkten, danken unseren Sponsoren sowie unserem Team und freuen uns bereits auf das nächste Kräftemessen“ berichtet Dominik Dinkel beim abschließenden Interview. Für ihn und seine Beifahrerin Christina Kohl steht nun als nächstes die Lavanttal-Rallye (6./7.4.) in Österreich im Terminkalender, bevor es dann am 4. und 5. Mai in Sulingen um die nächsten DRM-Zähler geht.